Dienstag, 30. Oktober 2012

Wer kann noch Sütterlin?

Diesen Artikel habe ich heute morgen auf der Titelseite des Westfalen-Blatts gefunden:


Eine Antwort auf diese Frage lautet: "Ich!"

Ich kann mich noch erinnern, dass wir in der Schule tatsächlich mal in einer Vertretungsstunde an Sütterlin-Texten herumprobiert haben, wenn auch ohne großen Erfolg. Neuerdings bieten sogar die Volkshochschulen wieder Sütterlin-Kurse an.

Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich etwas in Sütterlin zu lesen bekomme. Jedenfalls dann, wenn es so akkurat geschrieben ist wie hier...

Dienstag, 23. Oktober 2012

Ich könnte nicht ohne... Pickert!

Der Herbst zeigt sich in diesen Tagen von seiner schönsten Seite, wenigstens hier in Ostwestfalen. Das Schöne am Herbst ist aber nicht nur die wunderprächtige Färbung der Blätter... schön ist es auch, wenn man nach dem Spaziergang wieder in der gemütlichen Küche sitzen und sich über Pickert hermachen kann. Der schmeckt im Herbst immer noch am besten, obwohl man ihn natürlich zu jeder Jahreszeit essen kann.

Wie? Sie kennen keinen Pickert?!

Die Grundlagen dazu findet man immerhin bei Wikipedia:


Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich bin Ostwestfälin. Ich bevorzuge also (nicht nur aus der Tradition heraus) den klassischen Kastenpickert gegenüber dem lippischen Pickert. Pickert ist eben nicht gleich Pickert...

Warum ich Sie hier damit quäle? Ganz einfach: Pickert ist eines der Gerichte, das eine klassische westfälische Tradition hat. Wenn ich über einem Stammbaum brüte und dabei Hunger bekomme, dann denke ich automatisch an Pickert, denn das war und ist ein Gericht, das auch schon unsere Vorfahren hier in der Gegend über Generationen verspeist haben. Wenn man sich schon mit der westfälischen Kulturgeschichte auseinandersetzt, die ja mit der Familienforschung auf Du und Du steht, dann kommt man am Pickert nicht vorbei...

Ich stamme aus einer Familie begeisterter Pickertesser. Wenn es ein traditionelles Gericht gibt, das wir alle mögen (Möppkenbrot und Wurstebrei scheiden bei den meisten sowieso schon mal aus, und Grünkohl muss es für mich persönlich eigentlich auch nicht sein), dann ist es Pickert. 


Sieht doch gut aus, oder?

Und ist auch ganz einfach zu machen. Eigentlich.
Hier ist das Schwentkersche Familienrezept: 

Zutaten: 
10 bis 12 dicke Kartoffeln 
2 Pfund Mehl 
6 Eier
1 Päckchen Hefe 
1 Teelöffel Zucker 
Milch 
1 Esslöffel Salz 
1/2 Pfund Rosinen 

Zubereitung: 
Kartoffeln reiben. Die Hefe in das Mehl schütten. Alle Zutaten bis auf die Rosinen gut verrühren. Bei ca. 50 Grad im Ofen 30 Minuten gehen lassen. Dann die Rosinen dazugeben, gut durchrühren und in eine gefettete Kastenform füllen. Bei 200 Grad ungefähr 60 Minuten backen. Den Pickert aus der Form lösen und erkalten lassen, am besten auf einem Kuchenrost. In ca. ein cm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben in der Pfanne mit etwas Öl goldbraun braten. 

Uneigentlich kann es durchaus sein, dass sich mitten im Pickert ein Loch gebildet hat. Zur Tradition gehört es dann auch, sich darüber gebührend, aber nicht allzu lange zu ärgern.

Man kann den Pickert natürlich auch pur essen, aber hier handelt es sich um einen der wenigen Fälle, in denen der Ostwestfale echte Fantasie entwickelt. Ich mag ja sehr dünn geschnittenen rohen Schinken, aber gesalzene Butter, Pflaumenmus und vor allem Rübenkraut (also Zuckerrübensirup) sind auch extrem beliebt. Oder Marmelade. Oder Leberwurst. Oder Apfelmus. Oder ... 


Jetzt habe ich Hunger.

Montag, 8. Oktober 2012

Peter Heinrich Schuhmacher - ein kurzer Nachtrag

Mein Schwiegervater brachte mich gerade auf eine Idee:

Peter Heinrich Schuhmacher war als Heuerlingssohn ziemlich wahrscheinlich ebenfalls ein Heuerling. Als solcher könnte es rein theoretisch auch sein, dass er in die Güllegrube gefallen und "ertrunken" ist. Woraufhin ich mich wieder frage, ob als Todesursache dann nicht eher "erstickt" angegeben worden wäre.

Nun meine Frage an meine Forscherkollegen und Leser mit entsprechenden rechtsmedizinischen Kenntnissen:

Hattet Ihr schon einmal einen ähnlichen Fall?
Wenn ja: Was war dort im Kirchenbuch als Todesursache angegeben?

Sonntag, 7. Oktober 2012

Peter Heinrich Schuhmacher - ertrunken!

Was mich immer wieder wundert: Ich finde in den Kirchenbüchern relativ viele erwachsene Männer, bei denen als Todesursache "ertrunken" angegeben ist. Und ich stelle mir die Frage, inwieweit in diesen Fällen Alkohol im Spiel war.

Ein Beispiel dafür ist Peter Heinrich Schuhmacher. Peter Heinrich fehlten noch ungefähr zwei Wochen bis zu seinem 35. Geburtstag, als er am Abend des 25.04.1828 gegen 22.00 Uhr in Wallenbrück ertrank. Als Wohnsitz Peter Heinrichs ist Diemke 15 angegeben.

Leider gibt das Kirchenbuch hinsichtlich der genaueren Umstände seines Todes nichts mehr her, was schade ist, denn gerade dieser Peter Heinrich Schuhmacher ist für mich interessant: Er war als ältester Sohn meiner Vorfahren Jost Heinrich Schuhmacher und Catherine Ilsabein Wächter am 05.05.1793 in Mantershagen geboren worden. Zwar war sein Vater schon 1802 gestorben, aber seine Mutter, die ja meine Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter war, lebte zu diesem Zeitpunkt noch.

Der 25.04.1828 war ein Freitag, soviel steht fest. Peter Heinrich war auch mit fast 35 Jahren noch nicht verheiratet, so dass er wahrscheinlich keinen zwingenden Grund hatte, den Freitagabend zu Hause in seiner Kammer zu verbringen.

In der Familie habe ich bis jetzt auch keine Prädisposition z.B. für Epilepsie gefunden, so dass ich erst einmal nicht an einen krankheitsbedingten Zusammenhang glauben möchte. 

Warum also ertrinkt ein knapp 35jähriger Junggeselle an einem Freitagabend? Ich kann nur spekulieren.

Vielleicht ist er ja wirklich einfach nur ganz schnöde besoffen in die Warmenau gefallen?

Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.