Montag, 30. April 2012

Tod durch Windkraft

Eine der skurrilsten Todesursachen in meinem Stammbaum betrifft meinen Ur-Ur-Urgroßvater Johann Heinrich Gehring.

Er wurde am 20.07.1800 in Bleeke 33 (Häger) geboren und starb 80 Jahre später auch dort, und zwar am 28.09.1880.

Noch 1844, als seine erste Frau, meine Ur-Ur-Urgroßmutter Katharine Marie Wichmann aus Rotenhagen 12, von der Schwindsucht dahin gerafft wurde, wurde Johann Heinrich in den Kirchenbüchern der Wertheraner Landgemeinden als Spinnradmacher geführt. Hätte er es dabei belassen, hätte er sein Leben aller Wahrscheinlichkeit nach anders beendet: Er wurde "vom Windmühlenflügel gefaßt" - und zwar von dem seiner eigenen Mühle, die er während seiner zweiten Ehe mit Friederike Wilhelmine Niedergassel gebaut hatte.



Wie man sieht: Es handelte sich um einen sog. "Erdholländer";  die Flügel der Mühle endeten ungefähr in Kopfhöhe. Man kann sich also ungefähr vorstellen, wie der Unfall abgelaufen ist.

Bei der Vorstellung muss es zunächst auch bleiben, denn ich habe bis jetzt keine weiteren Informationen über den genauen Hergang finden können. Zwar gibt es im Stadtarchiv in Werther ein Akte, in der die jeweiligen Unfälle erfasst wurden, aber von Johann Heinrich Gehring ist darin keine Rede. Es ist also unklar, ob Johann Heinrich sofort tot war oder ob er erst einige Zeit später seinen Verletzungen erlegen ist.

Was man dagegen aus seiner Todesursache folgern kann, ist, dass Johann Heinrich mit 80 Jahren immerhin noch in der Lage war, in der Mühle zumindest nach dem Rechten zu sehen, denn sonst hätte er wohl keinen Grund gehabt, den wenn auch nur kurzen Weg vom Wohnhaus zur Mühle hinüberzugehen. Sein jüngster Sohn Johann Friedrich (geb. 1843), der die Mühle nach Johann Heinrichs Tod weiterführte, dürfte auch damals schon dort gearbeitet haben, was ich daraus schließe, dass dessen Kinder allesamt auch in Bleeke 33 zur Welt kamen. Darunter war auch mein Urgroßvater Friedrich Wilhelm August Gehring, der die Mühle schließlich in dritter Generation weiterführte. Er wurde am 26.10.1880, also auf den Tag genau vier Wochen nach dem Tod seines Großvaters, geboren.

Heute ist die Mühle nicht mehr in Betrieb. Teile des Mühlenkörpers stehen noch, aber die Wucht der Flügel lässt sich nur noch erahnen.




Donnerstag, 26. April 2012

Einmal über'n Berg...

... war wohl leichter gesagt als getan, jedenfalls dann, wenn es darum geht, den Teutoburger Wald zu überqueren und man aus Halle bzw. Werther kam.

Beide Stadtkerne liegen und lagen nur rund 5 km voneinander entfernt. Trotzdem scheint es zumindest in familiärer Hinsicht nur relativ wenige Verbindungen zwischen den beiden Städten gegeben zu haben. Ich frage mich nun, ob es wirklich der beschwerliche Weg über den Teuto war, der hier Ehen verhinderte, oder ob es schon vor 200 Jahren diese "Liebe Deinen Feind"-Attitüde gab, die man ja auch heute noch ab und an findet. Für mich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Wertheraner eher Richtung Wallenbrück, Spenge, Neuenkirchen, Dornberg oder Jöllenbeck geheiratet haben, während ich "verschollene" Haller eher in Hörste, Versmold oder Brockhagen vermuten würde.

Natürlich, es gibt Ausnahmen. Bei diesen Ausnahmen fällt wiederum auf, dass es oft genug die Frauen waren, die "über den Berg" heirateten. Wenn ein Mann den beschwerlichen Weg auf sich nahm, dann meist, weil er als älterer Sohn den Hof der Eltern nicht übernehmen konnte und die Möglichkeit bestand, per Einheirat in einen anderen Hof um ein Dasein als Heuerling herumzukommen.

Wenn ich die Kirchenbücher von Halle durchsehe, suche ich immer nach Einträgen, die Wertheraner betreffen, und umgekehrt. Ab und an wird man fündig. Dann wird aus Fräulein Haversiek aus der Wallenbrücker Mark die Colona Rodenbrock aus Hesseln, oder aus Fräulein Trebbe aus Isingdorf die Colona Düfelsiek in Ascheloh 3. Andererseits wurde aus Herrn Meyer zum Gottesberge aus Isingdorf der Colon Künsemöller in Künsebeck, und aus Jost Hapke der Colon Groppe.

Ich stelle daher die ketzerische These auf: Wenn es sich wirtschaftlich lohnte, dann heiratete man auch schon mal "über'n Berg". Ansonsten ließ man es wohl lieber bleiben. Dies hatte natürlich einen großen Vorteil: Man musste sich nicht streitenn, ob es nun "proppevoll" oder "proppenvoll" heißt...

Johann Friedrich Schulze

Ein toter Punkt, über den ich wahrscheinlich nie hinwegkommen werde, ist die Geburt meines direkten Vorfahren Johann Friedrich Schulze.

Johann Friedrich war Heuerling und Schneider und starb am 26.02.1855 in Ascheloh 10 an Altersschwäche. Sein Alter ist in seinem Sterbeeintrag im Haller Kirchenbuch mit 80 Jahren angegeben, so dass er entweder 1774 oder 1775 geboren wurde. Leider beschränkt sich der Eintrag darauf, dass Johann Friedrich "aus dem Waldeckschen" stammte.

Das sind die Momente, in denen man sich Vorfahren mit sehr speziellen Nachnamen wünscht. "Schulze" gehört leider nun so gar nicht dazu.

Den ersten Hinweis auf Johann Friedrich finde ich in seinem Heiratseintrag vom 20.09.1800. Auch bei den Paten seiner Kinder habe ich bis jetzt noch keinen Hinweis auf die weitere "Schulze"-Linie gefunden.

Wenn einem von Ihnen also ein Johann Friedrich Schulze, der um 1775 im Waldeckschen geboren wurde, "abhanden gekommen" ist, dann lassen Sie es mich bitte wissen...

Die Herkströter-Schwestern

Einer meiner Ahnenschwundfälle betrifft die Familie Herkströter aus Amshausen, das im 18. und 19. Jahrhundert ja noch zu Halle gehörte.

Caspar Henrich Herkströter (*1743) und seine Frau Catharina Elsabein Wissmann (*1750) hatten zumindest acht Kinder, von denen ich weiß. Darunter waren die beiden Töchter Marie Elsabein (*16.06.1777) und Margarethe Elsabein (*28.08.1780). Margarethe Elsabein hatte übrigens auch noch eine Zwillingsschwester, Marie Elisabeth, die 1804 in Halle Jobst Henrich Küthe heiratete. Bemerkenswert in dieser Familie ist auch die besonders geringe Kindersterblichkeit.

Am 20.09.1800 heiratete Margarethe Elsabein in Halle Johann Friedrich Schulze. Am 11.03.1814 wurde ihr Sohn Zacharias Schulze geboren.

Marie Elsabein heiratete ein paar Jahre später als ihre kleine Schwester; sie schloss am 27.10.1810 mit Peter Heinrich Kleine Kindermann die Ehe. Mit der Eheschließung haben sich die beiden nicht gerade beeilt, denn schon am 21.12.1810, also genau 25 Tage nach der Hochzeit, kam schon ihre Tochter Catharine Marie Kindermann zur Welt.

Catharine Marie zog es zunächst nach Werther, wo sie am  den erst 19jährigen Heuerling Caspar Henrich Niermann heiratete. Die Ehe dauerte aber nicht lange - Caspar Henrich starb mit nicht einmal 25 Jahren. Seine junge Witwe kehrte über den Teuto ins Kirchspiel Halle zurück, um dort am 07.10.1843 noch einmal zu heiraten - und zwar keinen anderen als Zacharias Schulze, ihren Cousin ersten Grades. Wir erinnern uns: Die Mütter der beiden waren Schwestern.

Zacharias und Catharine Marie bekamen unter anderem eine Tochter namens Catharine Caroline Schulze (*28.02.1846 in Ascheloh 2). Sie wurde meine Ur-Urgroßmutter.

In der katholischen Kirche brauchte man ja nun einen Dispens, um überhaupt einen Cousin ersten Grades ehelichen zu können. In der evangelischen Kirche habe ich dazu bis jetzt nichts gefunden. Gibt es hier eine vergleichbare Regelung? Oder bestanden hier kirchenrechtlich keine Bedenken?

Es ist nicht davon auszugehen, dass den Beteiligten ihre familiäre Konstellation unbekannt war, denn zum Zeitpunkt der Eheschließung waren beide Mütter (bzw. Tanten!) und beide Väter (bzw. Onkel) noch am Leben. Margarethe Elsabein starb am 07.12.1846 an der Wassersucht, ihre große Schwester Marie Elsabein am 25.02.1849 an der Schwindsucht.



Montag, 16. April 2012

Liste der Nachnamen meiner direkten Vorfahren

Hier eine Liste der Nachnamen meiner direkten Vorfahren (teilweise mit abweichender Schreibweise und ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Abecke, Ahlemeier (Ahlemeyer, Alemeier), Ahlewelt (Aleweld, Alleweld), Althoff, Auf dem Holze, Auf der Heide (Aufderheide)

Barlemeyer (Barlmeyer), Baum, Beckmann, Bergmann, Biermann, Birkmann, Blank, Böggemeyer, (Bogmeyer), Brinkmann, Brüggenkoch, Brune, Buschmann

Castrup, Covert, Cronsbein (Kronsbein)

Dammann (Damman), Dammschröder, Deppermann, Detreinck (Detering), Dickenhorst, Dicke-Wentrup, Dickhake (Diekhacke), Dieckmannskamp, Doet, Dröge, Dücker (Düker), Düvelsieck (Düvelsick)

Eggeringhaus, Eggert, Elbracht (Ellebracht), Ellerbrock (Ellerbrok), Engelbracht (Engelbrecht), Engeling, Eppe, Esdar (Esser), Esselmann, Evering

Fammer (FIemer, im Fenne, Vemmer), Fenckinghaus (Funkhus, Venckhaus, Venkhaus, Venghaus),
Flachmeyer (Flagmeyer), Flandermeyer, Flotman, Furm Brocke (Furm Broke), Fromme, Fronemann, Frönning, Fulsieck

Gehring (Gering), Gerling (Gelig), Godt (Gott), Gräfe, Grefing (Grewing), Greve, Groppe, Grünkemeyer

Habighorst, Hagedorn, Hageresch, Hagmeister, Hanfgarn, Hanneforth (Hannefarth), Hapke (Habke),
Harstromberg, Hartmann, Haselhorst, Hauffe, Haverkamp, Haversiek (Haversieck), Heermann,
Heidemann, Heidland, Heining, Heitlage, Heitmann, Helman, Herkströter, Holland, Hollmann Holste, Holve (Hotho), Horstmann, Hüllinghorst (Hülinghorst), Humpe, Hunger

Im Dieke (Imdieke)

Johannsmann (Johanningsmann), Jückemöller, Junge Wentrup (Junge-Wentrup), Junging

Kamp (Kampen), Kindermann, Klack, Kleine Astroth (Kleineastroth), Knipmejer (Knipmeyer), Knuffinke (Knufinke), Kölckebeck (Kölkebeck, Kolckebecke, Kölckebecke), König, Kötter, Kroos, Kühl, Kuhlmann, Künsemöller, Kunken,

Linnert, Loddeweg, Lohman (Lohmann), Lülff, Lünstroth, Lürmann, Lütkebohl, Luttermann,

Maas, Maßman, Meier (Meyer), Meier im Hagen, Meyer zu Bargholz, Meyer zum Gottesberg, Meyer zu Jerrendorf, Meyer zu Lenzinghausen, Meyer zu Rhaden, Meyer zu Wendischhoff, Meynardt (Meyners), Möller (Müller), Möllmann, Mönkemöller, Moring,

Nagel, Nedderschelp, Niedermeyer, Niederwittler, Niemeier, Nolte (Nolting),

Oberfahrenhorst, Oelman, Ohmensyk (Omansiek), Ortmeyer,

Panhorst, Peters, Piel, Pielsticker, Pilgrim, Plessner, Plumpe, Pott, Potthoff, Prange,

Quest,

Rackmann, Ramhorst, Reckert, Reckmann, Redecker, Reiersloh, Rodenbrock, Rohde, Ronsiek, Rürup (Rudorf), Ruschhaupt, Sahrhage (Sarhage), Schleiff, Schlüpmann, Schmidt, Schneidermann, Schröder, Schürmann, Schulte, Schulze, Schumacher, Schütter, Schweine, Schwentker (Schwencker, Schwenker), Schweppe, Seywöster, Sickendiek (Siekendiek, Sickendick, Sickendieck), Sommer, Speckmann, Spielmann (Spellmann), Steimker, Stieghorst (Stichhorst), Stratmann, Strothmann (Strodtman, Strotmann), Strüve, Sudbrack,

Tellighorst, Temming, Thor Kollhorst (Kollhorst), Thorspecken (Torspecken), Torlümke (thor Lümkehof, Thorlümke, Thorlümpke), Törner, Torweihe, Trebbe, Tremper, Tubbeing, Txhorn, Twelker,

Vahrenhorst, Varthmann, Voet, Voged (Vogt), Völcker, Vollmer, von Offeln, Vorbecker, Voss, Voßhall,

Wächter, Walkenhorst, Weeke, Weenhorst, Wegener, Wellemeyer, Wellenbrinck, Werck, Werelincktorp, Wichmann (Wiegman, Wiegmann, Wiechmann), Wissmann (Wisman), Wittbrod, Wittenbrock, Wöltke, Wulfmeyer,

Zum Limberg.

Ich werde die Liste immer dann updaten, wenn sich etwas Neues ergibt.

Wieso, weshalb, warum?

Ich habe 1997 durch einen bloßen Zufall angefangen, nach meinen Vorfahren zu forschen. Seitdem bin ich dabei, sämtliche Zweige meiner Familie auszukundschaften - ich könnte mich nie auf nur eine oder auf zwei Linien beschränken, wer weiß, was mir sonst entginge?

Mich interessieren nicht nur die bloßen Daten. Generell möchte ich so viel wie möglich über jeden einzelnen meiner Vorfahren herausfinden. Ich möchte wissen, wie sie lebten, wie ihr Alltag aussah und wie sich die große Geschichte vielleicht in ihren kleinen Geschichten wiederfindet.

Wie der Name dieses Blogs schon sagt: Die meisten dieser Geschichten spielen hier in Ostwestfalen. Die zahlenmäßig meisten Vorfahren kamen aus dem Altkreis Halle (Westf.) und bestimmten Ortsteilen von Bielefeld, zum Beispiel Jöllenbeck und Dornberg. Andere Linien führen mich nach Niedersachsen (insbesondere nach Melle), nach Sachsen-Anhalt und nach Brandenburg. Bei den Berufen meiner Vorfahren geht es ebenfalls ziemlich querbeet: Vom Colon über Schneider, Heuerlinge, Maurermeister, Müller, Spinnrad- und Schuhmacher bis zum Vogt ist alles dabei.

Wenn Sie Verbindungen zu Ihrer Familie erkennen oder vermuten, dann lassen Sie es mich wissen!